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Egoismus - der Weg in die Zukunft
Mo, 16.8.21

Egoismus - der Weg in die Zukunft

Von Achim Frank - Wir alle kennen es, vielleicht aus der eigenen Kindergartenzeit, vielleicht von Geschwistern oder von Kindern von Bekannten. Ein Kind spielt mit dem super tollen neuen Traktor und das schon seit Stunden und lässt die anderen Kinder einfach nicht mitspielen. Völlig auf sich selbst fokussiert ignoriert es das Bedürfnis der anderen auch mit dem tollen neuen Traktor zu spielen. Und alle denken sich, was für ein egoistisches kleines Biest.

Egoismus ist also schon bei unsern Jüngsten bekannt und genauso selbstverständlich weiß auch schon jedes Kind, was der Klimawandel für Folgen hat, denn bereits ab den 60er Jahren stellten Wissenschaftler*innen Prognosen auf, die voraussagten, was mit dem Planeten und seinem Klima passieren wird, wenn die Menschheit weiter so wirtschaftet, wächst und Abfälle produziert wie bisher. So wurde 1979 mit dem Modell des Klimatologen Syukuro Manabe zum Beispiel die Ausdehnung der Sahara und die Häufung der Starkregenereignisse in der Pazifikregion prognostiziert.

Auch wenn Teile der wissenschaftlichen Gemeinschaft die Gefahren erkannten, erschien das für die Bevölkerung und die Politik noch weit weg. Die Devise war: In sechzig Jahren, da leben die meisten von uns doch gar nicht mehr. Das ist doch nicht mein Problem.

Diese Einstellung ist natürlich äußerst bequem. Man muss ja nach sich selbst schauen, nicht wahr? Was bringt das denn jemandem, sich selbst einzuschränken? Und mehr Geld auszugeben? Nur um zu versuchen, zukünftige Generationen etwas zu entlasten vor dem was nur vielleicht kommt. Und dann geht es auch noch um Menschen, die noch nicht einmal geboren wurden. Was bringt es einem also?

Die Antwort ist: nichts. Es bringt einem nichts. Zumindest nichts Materielles. Genauso wenig, wie es einem*r Verbrecher*in etwas bringt, für die eigene Tat ins Gefängnis zu kommen. Und trotzdem würden Sie, verehrte Lesende, sicherlich zustimmen, wenn gesagt wird, es wäre gerecht, diese*n Verbrecher*in vor Gericht zu bringen.

Bei der Frage, ob Menschen aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts klimafreundlich und -bewusst leben sollten, geht es also nicht um persönlichen Nutzen oder Wohltaten, sondern um Verantwortung. Denn diese Generationen sind mitschuld an der Lage, in der sich unser Planet beziehungsweise die Menschheit derzeit befindet.

Aber dass es Menschen schwerfällt, Verantwortung zu übernehmen, ist ja keine neue Erkenntnis. Festzuhalten ist vielmehr: Die allermeisten Menschen haben nichts geändert - aus purem Egoismus. Sehr ähnlich dem Kind mit dem tollen neuen Traktor.

Springen wir in die Gegenwart. Viele der Ereignisse, die Ende des letzten Jahrhunderts prognostiziert wurden, sind tatsächlich eingetroffen. Und darüber hinaus ist noch weitaus mehr geschehen. Noch immer sind die Aufräum-Arbeiten nach den Überschwemmungen im Westen Deutschlands nicht beendet. Landwirt*innen in Baden-Württemberg klagen über Ernteverluste durch zu viel Nässe, Stürme blockieren immer öfter Bahnstrecken und Straßen. Und das sind nur einige der sich häufenden Extremwetterfolgen hier in Deutschland.

Anderorts nehmen Zahl, Größe und Zerstörungskraft von Waldbränden zu, es häufen sich Tropenstürme und Starkregenereignisse im Pazifik, während gleichzeitig Orte wie Madagaskar die schlimmsten Dürren seit Jahrzehnten erleben. Die Folgen des Klimawandels sind angekommen. Angesichts der Heftigkeit der Ereignisse kann man jedoch kaum noch von Klimawandel sprechen, Klimakatastrophe trifft es eher (1). Klimaschutz ist zur Katastrophen-Bekämpfung geworden. Und trotz der erschreckenden Bilder, die Woche für Woche in den Nachrichten zu sehen sind, geschieht viel zu wenig, um Weiteres zu verhindern.

Was vor fünfzig Jahren als selbstlose Wohltat angesehen wurde (auch wenn es das nicht war, wie bereits geschrieben), ist heute, so dramatisch es auch klingen mag, der Kampf ums Überleben. Hier in Deutschland treffen uns die Folgen der Klimakatastrophe nicht so hart wie in anderen Regionen der Welt, doch auch hier sterben jährlich immer mehr Menschen daran. 2021 waren es bereits weit über hundert.

Mit diesem Wissen frage ich mich: Der Egoismus, der vor fünfzig Jahren der Grund war, warum kaum etwas für das Klima getan wurde, müsste doch heute der Grund für starke, effektive und sofortige Handlungen sein, oder? Egoismus bedeutet schließlich, das Beste für sich selbst zu wollen. Und jeder Mensch auf dieser Erde profitiert von Klimaschutz und das sogar direkt. Was wir in den letzten Monaten und Jahren gesehen haben, Waldbrände, Stürme, Überflutungen, die Pandemie, ist nur ein Vorgeschmack auf das was kommt, wenn wir nicht alle sofort in unserm eigenen Interesse für unsere Zukunft kämpfen.

Seid egoistisch und sichert eure Zukunft, doch allein wird das niemand mehr schaffen. Zusammen und nur zusammen haben wir noch eine Chance.
Deshalb: seid gemeinsam egoistisch!

Fußnote
(1) Die Idee anstatt „Klimawandel“ „Klimakatastrophe“ zu verwenden, habe ich von Harald Lesch übernommen.