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Bildungsveranstaltung „Arbeitsmarkt und Studiensituation von Menschen mit Autismus
Fr, 25.6.21

Bildungsveranstaltung „Arbeitsmarkt und Studiensituation von Menschen mit Autismus

Mit der Bildungsveranstaltung „Arbeitsmarkt und Studiensituation von Menschen mit Autismus“ startete die Grüne Jugend Stuttgart erfolgreich in Ihren neu gegründeten Arbeitskreis zum Thema Handicap und Inklusion.

Von Hanna Gutknecht

Am 16. Juni 2021 veranstaltete wir die Grüne Jugend Stuttgart eine Bildungsveranstaltung zum Thema „Arbeitsmarkt und Studiensituation für Menschen mit Autismus“ anlässlich des Autistic Pride Day am 18. Juni. Als Gäste haben wir Frau Christine Bitter-Schwalenstöcker (Sozialpädagogin), Herrn Michael Kief (Psychologe bei der Paulinenpflege Winnenden) und Herrn Selmar Ehmann (Stellvertretender Ausbildungsleiter im Berufsbildungswerk Winnenden) eingeladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von mir persönlich, da mir als betroffene Person und Organisator*in der Veranstaltung diese sehr am Herzen lag. Immer wieder ergänzte ich mit persönlichen Erlebnissen bezüglich der jeweiligen Situationen. Das Besondere an dieser Veranstaltung war, dass es neben uns GJ-Aktiven auch selbst betroffene Personen, betroffene Familienmitglieder oder Fachpersonal, die in diesem Bereich arbeiten, anwesend waren. Es war die Auftaktveranstaltung meines neu gegründeten Arbeitskreises zum Thema Handicap und Inklusion bei der GJ Stuttgart.

Als erstes sprach Herr Kief, der zuerst allgemein erklärte was Autismus überhaupt ist. Ein weiteres Thema waren auch die verschiedenen Klischees, welche in der Bevölkerung herumkreisen. Damit schafften wir für Personen, die sich noch nicht intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt habe, eine Grundlage zum Verstehen der Problematik in Bezug auf das Thema unserer Veranstaltung, die Situation des Arbeitsmarkts und der Studiensituation von Autist*innen.

Autismus

Autismus ist eine neurologisch bedingte Wesensart – keine Krankheit. Das heißt, die Gehirne autistischer Menschen unterscheiden sich von denen nicht-autistischer Menschen.
Dadurch haben Autist*innen
- eine andere Wahrnehmungsverarbeitung
- andere Denk- und Lernstile
- eine andere Art der sozialen Interaktion und Kommunikation
- und einige Verhaltensweisen, die nicht-autistischen Menschen nicht unmittelbar verständlich sind.

https://autismus-kultur.de/autismus/autismus-spektrum-was-ist-autismus.html
(abgerufen am 22.06.2021) Linus Müller

Als nächstes sprach Herr Selmar Ehmann darüber, was ein Berufsbildungswerk ist und wie dort die Rahmenbedingungen angepasst werden, um eine Ausbildung erfolgreich abzuschließen sowie wie die Aufnahme ins BBW abläuft. Um die auszubildenden Personen auf den Arbeitsmarkt nach der Ausbildung vorzubereiten, absolvieren diese insgesamt ungefähr bis zu 26 Wochen Praktika während der Ausbildungszeit. Personen, die selbstständiger sind, können eine Ausbildung über das BIBS machen. Das bedeutet, dass man den praktischen Teil der Ausbildung in einem öffentlichen Betrieb und die Schule im Berufsbildungswerk absolviert.

Berufsbildungswerk

Junge Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf können eine Berufsausbildung in anerkannten Ausbildungsberufen in Berufsbildungswerken erhalten. Die Ausbildung ist nach den besonderen Bedarfen von jungen Menschen mit Behinderungen geregelt. Ziel ist, junge Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt einzugliedern. Die Berufsbildungswerke helfen ihnen auch bei der persönlichen, sozialen und gesellschaftlichen Inklusion.
Die Berufsbildungswerke bestehen in der Regel aus modernen Ausbildungsstätten, Berufsschulen und Wohngelegenheiten mit fachlicher Betreuung und vielfältigem Freizeitangebot. Ein Team von Ausbildenden, Lehrkräften und medizinisch, psychologisch und pädagogisch ausgebildetem Personal unterstützt die Auszubildenden auch in ihrer persönlichen Entwicklung.
https://www.einfach-teilhaben.de/DE/AS/Themen/AusbildungStudium/Berufsausbildung/AusbildungBerufsbildungswerk/ausbildungberufsbildungswerk_node.html (abgerufen am 22.06.2021)

Als drittes sprach Frau Bitter-Schwalenstöcker von der Studienassistenz, was genau unter Studienassisstenz zu verstehen ist und wie der Unterstützungsbedarf ermöglicht wird. Dies ist zum Beispiel beim Thema Nachteilsausgleich der Fall. Gemeinsam mit dem Studierenden erarbeitet sie, in welchen Modulteilen eine Nachteilsausgleich benötigt wird und in welcher Form (Schreibzeitverlängerung, ruhigere Atmosphäre), zudem hilft sie beim Beantragen des Nachteilsausgleichs.

Zum Schluss stellten verschiedene der teilnehmenden Personen Forderungen an die Politik. Hier ein paar besonders wichtige Forderungen:

• Mehr Standardisierung bei der Beantragung der Eingliederungshilfe – weniger Bürokratie
• Passende Wohnkonzepte (gutes Bsp. ist Heilbronn, ambulante Betreuung, alle wohnen in einem Komplex entweder allein oder in einer WG)
• Behörden müssen besser aufgeklärt werden – z.B. Kenntnisse zum Bundesteilhabegesetze verbessern
• Der Übergang zwischen dem Jugendamt und Sozialamt mit vollendetem 21 Lebensjahr muss verbessert werden- Autismus besteht ein Leben lang.

Wir dürfen nicht mehr wegschauen, jeder Mensch hat ein Recht auf einen Ausbildungsplatz oder ein Studium und später auch ein Recht auf einen Arbeitsplatz. Es darf nicht so weitergehen, dass man für die Beantragung einer*s Studienassistent*in mehr als 10 Monate dauert und die zuständigen Sozialarbeiter*innen alle paar Monate wechseln und auch keine vernünftige Übergabe intern stattfindet. Mit meinem Arbeitskreis bei der GJ Stuttgart möchte ich innerhalb Stuttgarts die Forderungen an die zuständigen Politiker*innen tragen.

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Hanna Gutknecht

Hanna ist seit März 2021 bei der GJBW. Sie geht offen mit ihrem Autismus um. Hanna studiert Mediapublishing an der HdM Stuttgart, in der Freizeit beschäftigt sie sich mit Kreativen. Die Themen Antirassismus, Inklusion und Queerfeminismus sind Hanna sehr wichtig.